Die Schweizerische Nationalbank liegt klimapolitisch hinter der EU, China und Brasilien

Beim Schutz der Finanzmärkte vor klimabedingten Systemrisiken und bei der Umlenkung der Finanzflüsse gemäss Pariser Klimaabkommen liegt die Schweizerische Nationalbank (SNB) weit hinter anderen Zentralbanken zurück. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die zuständigen Behörden von China, Brasilien, Frankreich, Grossbritannien, Deutschland und Italien fokussieren bereits auf Klima-Stresstests, Offenlegung von klimarelevanten Finanzdaten, oder Förderung der Kreditvergabe für grüne Anlagen. Dies geht aus einem neuen Länder-Rating hervor.

Die neue Rating-Studie The Green Central Banking Scorecard der Nichtregierungsorganisation Positive Money zeigt auf, wie die G20-Zentralbanken sowie die SNB in Sachen Klimaschutz abschneiden. Sie folgt der Publikation “Adapting central bank operations to a hotter world” des Zentralbanken-Netzwerks “Network for Greening the Financial System” (NGFS). Diese globale Leitinstitution kommt ebenfalls zum Schluss, dass Zentralbanken mehr tun müssen gegen die Klimaveränderung. Für das NGFS ist von zentraler Bedeutung, dass sie mit dem guten Beispiel vorangehen.

Die Schweiz erreicht mit den Tätigkeiten der SNB und FINMA im Scoring einen Gesamtwert von 24 von 130 Punkten und rangiert damit auch hinter ihren europäischen Nachbarländern. Herauszustreichen ist, dass der Grossteil der von der SNB erzielten Punkte ihre Entscheidung vom letzten Dezember widerspiegelt, alle Unternehmen, die hauptsächlich im Kohleabbau tätig sind, aus ihren Portfolios auszuschliessen. Dieser Kohle-Ausstieg der SNB ist im Wesentlichen symbolisch: er gilt nur für ein sehr begrenztes Volumen an Vermögenswerten. Diese Massnahme liegt weit unter üblichen Standards in der nachhaltigen Finanzierung von institutionellen Investoren. Angesichts ihres Gewichts als achtgrösster globaler institutioneller Investor hat die SNB eine grosse Verantwortung, diesem ersten Minimalschritt weitere Schritte folgen zu lassen. Denn mit ihren Reserven in Fremdwährungen im Wert von CHF 1000 Milliarden investiert sie weiterhin in Kohlekraftwerke, Erdöl- und Erdgaskonzerne und finanziert so die Erhitzung des Planeten aktiv mit.

Da sich die Schweiz mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens dazu verpflichtet hat, ihre Geldflüsse an den Klimazielen auszurichten, muss nun auch die SNB ihrer systemischen Rolle gerecht werden, mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Geldflüsse dekarbonisieren.