«Wir bewirtschaften eine Art Paradiesgarten»

Auf dem Betrieb “SlowGrow” in Mönchaltdorf im Zürcher Oberland setzen Matthias Hollenstein, Samuel Bähler und Petrissa Eckle auf Innovation. Über 20 Hektaren werden hier im Mosaikprinzip bewirtschaftet. Dies erlaubt eine hohe Biodiversität unter und über dem Boden. Mit diesem Projekt sind die drei für den Prix Climat, einer Preisverleihung der Klima-Allianz für innovative und klimafreundliche Landwirt:innen, nominiert.

 

Artenvielfalt wird auf dem Betrieb SlowGrow grossgeschrieben: Eine Hektare Acker setzt sich hier aus 50 verschiedenen Beeten zusammen mit Kulturen von Gemüse, Getreide, Gründüngungen und Beeren. Das begünstigt die Wechselwirkungen zwischen benachbarten Kulturen, ihren Botenstoffen, Mikroorganismen, Pilznetzwerken und Insektenpopulationen. Ökologische Flächen werden so nicht von der Ackerfläche getrennt, sondern vereint. Matthias verkündet stolz: «Auf unserem Selleriefeld haben wir wahrscheinlich mehr Blüten- und Flugstunden von Insekten als auf der Ökowiese nebenan.»

Entlang der Anbaustreifen bewegt sich der GPS-gesteuerte Traktor bis zu zwei Zentimeter genau vorwärts und rückwärts und verteilt den eigenproduzierten Mulch. Dieser kommt direkt auf die Gemüsefelder und dient dort als Bodenbedeckung. So kann die Erosion verhindert, Feuchtigkeit eingeschlossen und auch unerwünschte Pflanzen an ihrer Ausbreitung gehindert werden. Dadurch kann die Qualität des Bodens gesteigert werden, welcher so als natürliche CO2-Senke eine Tonne Kohlenstoff pro Hektare und Jahr speichern kann.  

«Wir möchten die Innovation zurück auf den Bauernhof bringen. Bauern und Bäuerinnen haben sie in sich, müssen sich aber mehr trauen», erklärt Geschäftsleiter Matthias. 2021 hat sich aus SlowGrow das HofLabor entwickelt: Eine Innovationsplattform, um die Vision zusammen mit einem wachsenden Netzwerk von Partnern aus anderen Landwirt:innen, Unternehmen und Wissenschaft noch schneller vorantreiben zu können. Aus verschiedenen Landbaumethoden wird das Beste zusammengetragen. Mit einem Mix aus Permakultur, biologischer sowie regenerativer Landwirtschaft aber auch ganz neuen Ansätzen wird so ein neues Landbausystem kreiert. 

Um die vielen verschiedenen Kulturen ideal zu planen und das Mosaik unter Kontrolle zu haben, arbeiten Petrissa und Matthias in ihrem Innovationslabor an der Digitalisierung der Mosaiklandschaft. Dank der digitalen Hilfe soll das Projekt skalierbar werden, um so auch grosse Landflächen ökologisch bewirtschaften zu können. «Wir arbeiten an einem digitalen Management-Tool. Denn die Komplexität dieses Systems ist so hoch, dass man es mit Digitalisierung unterstützen muss.», erklärt Petrissa Eckle.

«Unsere Flächen sollen künftig sowohl Nahrungsmittel produzieren als auch Trinkwasser schützen, die Biodiversität fördern und ein schönes Landschaftsbild darstellen – eine Art Paradiesgarten, in dem es Spass macht, zu arbeiten.», erklärt Matthias abschliessend die Zukunftsvision von SlowGrow. 

Neben SlowGrow präsentieren 5 weitere Finalist:innen ihre Ansätze im Rahmen des Prix Climat. Wer mit seinem/ihrem innovativen Ansatz am meisten überzeugt, zeigt sich am 10. März 2022: Dann wird der/die Gewinner:in des Prix Climat durch ein Online Voting und eine Fachjury gekürt.