Das Portrait von Christiane Gri: «Ich kämpfe für die Zukunft meiner Enkelkinder»

Christiane Gri ist sich der Verantwortung bewusst, die ihre Generation hat, um die Klimaerwärmung zu bremsen. Als Grossmutter erinnert sie sich daran, wie sie früher in den Strassen von Lausanne geschlittelt sind. Sie wünscht sich für ihre Enkel eine Zukunft mit Lebensqualität. Dafür setzt sie sich auch politisch ein.

Die pensionierte Lehrerin fühlt sich vom Leben beschenkt. Sie geniesst die viele Zeit, die sie mit ihren Enkelkindern verbringen darf. Sie war immer sehr interessiert an Themen aus Geographie, Geschichte oder Natur und freut sich, diese Neugier in den Enkeln wieder zu finden. Sie erinnert sich an den Moment, als sie Gabin zum ersten Mal auf dem Arm hielt: «Es ist ein Gefühl der Hoffnung und der tiefe Wunsch, dass er sein Glück findet.» Die 70-jährige Grossmutter macht sich Sorgen über Zukunft ihrer Enkelkinder und der zukünftigen Generationen. «Seit ein paar Jahren ist der Klimawandel wirklich sehr offensichtlich», sagt sie nachdenklich. Sie zeigt ihren beiden Enkeln Maxence und Gabin das Fotoalbum und erzählt, wie sie früher mitten in Lausanne in den Strassen schlittelte. «Ein Schlitten zu Weihnachten war das grösste Geschenk, wir waren ständig am Schlitteln im Winter, heute sind Schneetage selten», erzählt sie den beiden 5- und 6-jährigen Buben. Sie sind beeindruckt, denn für sie gibt es selten das passende Wetter, um den Schlitten aus dem Keller zu holen. 

Seit 1970 hat sich die Anzahl Schneetag in der Schweiz halbiert, so die neusten Zahlen vom National Center for Climate Services (NCCS) (Quelle). In Zukunft werden in der Schweiz die Mitteltemperaturen im Winter weiter steigen. Die Nullgradgrenze könnte gemäss NCCS bis Mitte dieses Jahrhunderts von heute 850 Meter auf bis zu knapp 1500 Meter über Meer klettern. Christiane Gri hat die Jahreszeiten klarer in Erinnerung: «Im Winter zieht man Socken und ein Unterhemd an, um sich zu schützen. Sobald Ostern da ist, reichen Socken und ab Pfingsten Söckchen. Ab Juni ist man frei.», schildert sie die «Regel» von früher. Heute gelte das nicht mehr, denn es könne auch im Frühling oder im Herbst sehr warm sein. Die durchschnittliche Jahrestemperatur ist seit 1864 um rund 2°C angestiegen, zum grössten Teil in den letzten Jahrzehnten (Quelle). Die Seniorin kann mit Hitze eigentlich gut umgehen, trotzdem findet sie die vielen Hitzesommer bedrohlich. Diese seien früher eine Ausnahme gewesen. An Hitzetagen steigt die Temperatur auf über 30°C. Gemäss Meteo Schweiz nahm die Anzahl dieser Hitzetage während der vergangenen Jahrzehnte kontinuierlich zu. Während zum Beispiel in Luzern bis Anfang der 1980er Jahre maximal 10 Hitzetage pro Jahr auftraten, waren es in den Jahren danach bis zu 25 Hitzetagen pro Sommer. 

Speziell für ältere Menschen und Kleinkinder sind diese Hitzeperioden gesundheitlich problematisch, weil diese Extremtemperaturen schlechter ausgleichen können. Herz und Kreislauf sowie der Wasserhaushalt sind rasch überfordert. Ältere Menschen sind laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) am stärksten betroffene von Hitzewellen. Gemäss BAG zeigte der Hitzesommer 2003 auch, dass die Sterblichkeitsrate bei alten Menschen bei diesen Extremwerten stark zunehme (Quelle). Aber auch das Auftreten von Zecken oder die hohe Feinstaubbelastung beeinträchtigen die Gesundheit. Sollten die klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen nicht umgehend eingedämmt werden, erhöhe dies die Gesundheitsgefahren für die kommenden Generationen erheblich, schreiben etwa die Forschenden des Lancet-Report 2019 (Quelle). Der Report beziffert die durch Luftverschmutzung verursachten Todesfälle 2016 auf 7 Millionen Menschen.   

Für Christiane Gri ist der Klimawandel schon lange Thema: «Wir müssen dafür kämpfen, dass die Erderwärmung gebremst wird, damit unsere Enkelkinder und deren Kinder eine lebenswerte Zukunft haben», sagt die engagierte Lokalpolitikerin. Sie ist Gemeinderätin in Bonvillars und nutzt ihre Stimme bei allen Wahlen und Abstimmungen, um die Politik in die richtige Richtung voran zu treiben. “Wir müssen alle etwas tun, damit sich die Dinge bewegen» Aber auch die Politik müsse jetzt dringend handeln. Bei ungebremst steigenden Treibhausgasemissionen zeigen die Klimaszenarien des Bundes eine Zunahme der Schweizer Jahresmitteltemperatur um weitere rund 2 – 3 °C bis Mitte des Jahrhunderts. «Wir brauchen eine effektive Klimapolitik». Sie wird sich dafür engagieren, dass mit dem CO2-Gesetz die nächste wichtige Weiche gestellt wird: «Das schulden wir unseren Kindern, Enkeln und den kommenden Generationen».