Die “Unsere-SNB” Koalition publizierte bereits vor mehr als zwei Jahren sieben Fallstudien, welche dokumentieren, wie klimaschädigende Firmen wie Chevron, TotalEnergies usw. die Investitionskriterien der SNB verletzen. Auch eine Delegation mit einem offiziellen Repräsentanten der Mapuche, die direkt von den fossilen Investitionen der SNB in Argentinien betroffen ist, erzählten Vertreter:innen der SNB im letzten Jahr über die Auswirkungen ihrer Investitionen. Der jüngste Verkauf von Chevron-Aktien im Wert von 711,9 Mio. USD ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die SNB klimaschädigende Firmen wie Chevron abstossen kann und gemäss ihrer Anlagerichtlinien schon längst dazu verpflichtet gewesen wäre. Nach dem Ausschluss von Kohleunternehmen im Jahr 2020 und der Veräusserung der Shell-Aktien im Sommer 2023 (für 877 Mio. USD) hat die SNB einen weiteren kleinen Schritt in die richtige Richtung genommen. Diese Entscheidungen zeigen, dass die SNB über die notwendigen Instrumente – insbesondere ihr milliardenschweres Anlageportfolio – verfügt, um die Klimakrise zu berücksichtigen.
Inkonsequente Ausschlusspraxis: ExxonMobil und TotalEnergies müssen folgen
Die Anlagerichtlinien der SNB schreiben vor, dass Unternehmen ausgeschlossen werden, die „grundlegende Menschenrechte schwer verletzen oder systematisch schwere Umweltschäden verursachen“ sowie „systematisch Gewässer oder Landschaften vergiften oder die Biodiversität im Rahmen ihrer Produktion massiv schädigen“.
Eric Jondeau, Experte am Schweizerischen Institut für Finanzwissenschaft und am Institut für Finanzwissenschaft der Universität Lausanne, kommentierte die Desinvestition von Shell: „Wenn die SNB es will, kann sie strategisch investieren – sie wählt bestimmte Unternehmen in ihrem Portfolio aus, anstatt passiv den Marktindizen zu folgen.“
Guillaume Durin von BreakFree Suisse: „Die SNB muss sich an ihre eigenen Regeln halten. Aus Shell und Chevron auszusteigen, die Fracking betreiben und somit für Erdbeben in Argentinien mitverantwortlich sind, und gleichzeitig in ExxonMobil investiert zu bleiben, dem weltweit grössten Produzenten von polymeren Plastik, die in unseren Meeren schwimmen, sowie von TotalEnergies, dessen EACOP-Pipelineprojekt in Ostafrika mit schweren Menschenrechtsverletzungen verbunden ist, erweist sich als inkohärent. Setzen wir unser Engagement fort“.
Die “Unsere-SNB” Koalition fordert die SNB seit Jahren auf, ihre Anlage- und Geldpolitik an den Klima- und Biodiversitätszielen des Bundes auszurichten. Asti Roesle von der Klima-Allianz betont: “Neben dem Ausschluss klimaschädlicher Unternehmen aus ihrem Portfolio und der Nutzung ihrer Aktionärsrechte bei allen anderen Unternehmen sollte die SNB weitere Instrumente einsetzen: Durch differenzierte Leitzinse könnten Finanzströme gelenkt und Anreize für private Banken geschaffen werden, damit das Finanz- und Wirtschaftssystem die gesetzliche verankerten Klima- und Biodiversitätsziele unterstützen kann.”
Klimarisiken gefährden die Finanzstabilität – die SNB muss handeln
Gerade weil die SNB den Auftrag hat, die Finanzstabilität zu gewährleisten, muss sie sich mit den Klimarisiken befassen. “Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass der Klimawandel, der Verlust der biologischen Vielfalt und die Umweltzerstörung grosse Gefahren für die Finanz- und Preisstabilität darstellen, ” erklärt Carolin Carella, Expertin für Sustainable Finance beim WWF Schweiz. Diese Risiken zu ignorieren bedeutet, die Schweizer Wirtschaft – und die SNB selbst – den zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels und des Kollapses der der Biodiversität auszusetzen. Diese Risiken ernst zu nehmen, ist daher eine Grundvoraussetzung für die Erfüllung des Mandats der SNB.
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